Letter Lovers: papier.liebe zu Gast
Hallo ihr Lieben!
Auch heute gibt es wieder ganz viel Inspiration für euch! Zu Gast im Interview bei den Letter Lovershabe ich die liebe Katja von @papier.liebe. Katja plaudert im Interview über ihre Liebe zumLettering, erzählt euch wie sie überhaupt dazu gekommen ist, verrät ihre besten Tipps und Tricksund zeigt euch anschliessend, wie ihr aus eurem Lettering einen Stempel gestalten könnt.
Hallo, ich bin Katja, Grafik-Designerin, Handlettering-Künstlerin & Autorin. Ich liebe Buchstaben, Stifte, Pinsel, Farben, Papier und natürlich gutes Design. Ich lebe mit meiner Familie in Österreich, in der Nähe von Graz. Seit 2007 bin ich mit meiner Design-Agentur selbständig und seit ca. vier Jahren beschäftige ich mich nun intensiv mit dem Thema Lettering.
Neben einigen Lettering-Büchern & Papeterie-Produkten sowie Handlettering-Workshops blogge ich auch auf www.papier-liebe.at rund um die Themen Handlettering, Letterpress, Papier und DIY-Projekte.
Wie bist du zum Lettering gekommen?
Als Grafik-Designerin war ich immer schon mit Schriften bzw. Typografie konfrontiert. Schöne Schreibschriften und speziell die klassische Kalligrafie waren dabei ständig in meinem Fokus. Ich wollte unbedingt auch so schön mit Feder und Tinte schreiben können. Gelernt hatte ich das ja leider nie…
Durch Zufall bin ich dann auf eine amerikanische Plattform gestoßen, die damals zum ersten Mal den „Modern Calligraphy Summit“ gelauncht hatte. Mein persönlicher Lettering-Startschuss sozusagen. Das war der Moment, in dem ich das erste Mal eine Spitzfeder in die Hand genommen hatte und damit kreativ wurde. Etwas später habe ich dann – inspiriert durch die liebe Tanja aka Frau Hölle – Brush-Lettering kennen gelernt und seit dem lege ich wirklich ganz ungern meine Stifte aus der Hand 😉
Was gefällt dir / fasziniert dich so sehr am kreativen Schreiben?
Ich finde Lettering – in welcher Form auch immer – sehr entspannend. Mit den eigenen Händen etwas zu Papier zu bringen, einen schönen Schriftzug zu gestalten und die Stifte über das Papier gleiten zu lassen ist einfach herrlich.
Anfangs wollte ich damit etwas Abwechslung in meinen täglichen Computer-Alltag als Grafik-Designerin bringen. Es war für mich ein schöner Ausgleich, bei dem ich nicht zur Zeit und Raum vergaß, sondern auch alles um mich herum. Ich tauchte im wahrsten Sinne des Wortes in die Faszination des Schreibens ein. Es machte mir so viel Spaß, dass ich richtig süchtig danach wurde.
Es dauerte auch nicht lange, bis sich Unmengen an Stiften, Pinsel, Farben und Papier auf meinem Küchentisch stapelten. Tja, und diese Sucht ist inzwischen zu meinem Beruf geworden – den ich nicht nur ausübe, sondern lebe!
Woher holst du dir die Ideen zum Lettern?
Gerne lasse ich mich von Quellen wie Pinterest, Instagram oder YouTube inspirieren. Man kommt da heute auch gar nicht mehr drum herum. Jedenfalls heißt es inspirieren und nicht kopieren! Aber auch im alltäglichen Leben bin ich immer auf der Suche nach neuen Ideen.
Auch wenn ich gar nicht konkret daran denke, kann es schon mal passieren, dass ich etwas auf der Straße, in einem Geschäft, in einer Werbung oder vielleicht auch beim meinem Sohn im Kindergarten sehe, das mich inspiriert, oder mich dazu veranlasst, auch einmal etwas Neues auszuprobieren.
Wie gehst du vor bei einem Lettering?
Oft entstehen Letterings ganz spontan. Aber meistens steckt etwas mehr Arbeit bzw. ein Konzept dahinter, je nach dem wie groß bzw. umfangreich das Projekt ist. In meinen Workshops versuche ich meinen Teilnehmern auch zu vermitteln, dass es ganz normal ist, wenn es viele Arbeitsschritte bzw. Korrektur-Phasen braucht, bis das Lettering endgültig fertig ist. Das war mir selber anfangs auch nicht bewusst.
Abgesehen von einer Hand voll Leuten, die tatsächlich vieles einfach so aus dem Ärmel schütteln können, stecken meist viele unsichtbare Anläufe und Korrekturen hinter einem gelungenen Projekt. Ich starte jedenfalls immer mit einer Bleistift-Skizze auf einem Blatt Papier. Bleistift, Radiergummi und Kopierpapier liegen bei mir auch immer und überall griffbereit. Oft bleibt es auch nur bei der Skizze, weil ich mir vielleicht etwas vorgestellt habe, dass dann auf dem Papier doch nicht so gut ausgesehen hat. Kommt eben vor!
Wenn die Skizze ausbaufähig ist, verwende ich sehr gerne Transparent-Papier, um durch wiederholtes Abpausen Korrekturen vorzunehmen. Erst wenn ich mit dem Ergebnis zufrieden bin, wird es in eine Reinzeichnung umgesetzt oder auch am Computer weiterverarbeitet.
Welche „Technik“ bevorzugst du?
Ich liebe Brush-Lettering & Watercolor in allen Varianten und Farben und wende hier auch unterschiedliche Techniken an. Aber auch die Moderne Kalligrafie mit der Spitzfeder mag ich sehr gerne. Diese Dinge bringen Abwechslung in meinen Alltag.
Manchmal mache ich so viel Brush-Lettering, dass ich mich nach einer Runde Kalligrafieren sehne und dann brauche ich wieder etwas Abwechslung mit Klecksereien und Wasserfarbe. Es ist einfach schön, wenn man sich kreativ ausleben kann.
Mit welchem Material letterst du am liebsten? (Stift, Papier, …)
Ich bin definitiv der Typ Stift & Papier. Natürlich besitze ich auch ein iPad und ja, ich verwende es auch gelegentlich. Aber ich stelle immer wieder fest, dass es nicht vergleichbar ist. Einen Pinsel oder Stift in der Hand zu halten und über das Papier gleiten zu lassen löst bei mir ein ganz anderes Gefühl aus, als beim digitalen Lettering.
Ich habe generell eine hohe Affinität zu Papier in allen Farben, Grammaturen und Oberflächen und brauche bis zu einem gewissen Grad auch diese spürbare Haptik. Nicht umsonst heißt mein Label auch „PapierLiebe“ 😉
Was ist deiner Meinung nach das Wichtigste, damit ein Lettering schön aussieht?
Das Wichtigste beim Lettern ist für mich, dass es Spaß macht und dass mir bzw. dem Kunden (falls es ein Auftrag ist) das Ergebnis gefällt. Lettering und Design sind sehr subjektiv, das empfindet jeder ein bisschen anders.
Es gibt vielleicht ein paar Grundregeln (zumindest in der Technik), aber alles andere ist kreative Freiheit, das macht Lettering auch so spannend und attraktiv. Egal, ob man erst am Anfang steht oder schon mehr Erfahrung damit hat. Man darf auch einfach keine Scheu davor haben, etwas auszuprobieren. Ganz nach dem Motto: Einfach machen, könnte ja gut werden!
Welche Tipps & Tricks helfen dir am Meisten?
Hmmm … da gibt es Vieles, aber ich kann gerade nichts Spezielles erwähnen. Ich entdecke sehr oft Tipps und Tricks, wenn ich Bücher, Bilder oder Videos von anderen Künstlern ansehe. Wichtig ist es einfach, Augen und Ohren offen zu halten. Das kann oft nur eine Kleinigkeit sein, die man bei jemanden sieht, wodurch die eigene Technik verbessert/verfeinert werden kann.
Hier ein persönliches Beispiel zur Stifthaltung: Ich hatte in einem Video einmal gesehen, dass der Brush Pen – aus meiner Sicht und entgegen meiner eigenen Stifthaltung – etwas eigenartig gehalten wurde (Daumen überkreuzt den Zeigefinger). Ich hatte diese Stifthaltung dann einfach mal ausprobiert und gemerkt, das es durch diese spezielle Haltung mit den dicken Abwärts- und dünnen Aufwärtsstrichen viel besser klappte – für mich zumindest! Inzwischen halte ich den Stift generell so, aber nur beim Brush-Lettering 😉
Anleitung: Lettering meets Blockprint (Linolschnitt)
Da ich ein großer Letterpress-Liebhaber bin und ich auch selber Tonnen schweres Blei – in Form von Druckmaschinen und Bleilettern – zu Hause horte ;-), liebe ich es, meine Schriftzüge in Druckplatten umzuwandeln. Zwischendurch habe ich nämlich immer wieder mal Lust drauf, meine eigene Druckplatte zu schnitzen bzw. schneiden.
Für dieses Projekt hier habe ich mir eine Gummidruckplatte ausgesucht, die man einfach mit Stempelfarbe einfärben kann. So kannst du ganz einfach deinen eigenen Stempel-Schriftzug kreieren. Bedenke aber vorab: je kleiner und feiner die Linien und Zwischenräume sind, umso schwieriger ist im Anschluss der Schneide-Prozess. Es verlangt dir wahrscheinlich einiges an Zeit und Geduld ab, es macht aber unheimlich viel Spaß, du wirst sehen.
1. Zuerst skizziere ich meine Grundidee mit einem Bleistift auf einem Blatt Papier. Ich gehe dabei immer und immer wieder mit dem Bleistift über meinen Erstentwurf drüber (siehe weißes Blatt Papier im Bild), bis ich meine Skizze einigermaßen in Form gebracht habe.
Als nächstes nehme ich einen passenden Brush Pen zur Hand und übertrage durch Abpausen, meine Skizze auf ein Blatt Transparentpapier. Das mache ich so lange, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin. Dabei kann es schon passieren, dass ich die ursprüngliche Idee/Skizze leicht abwandle. In diesem Fall hat mir der Schnörkel dann doch nicht so gut gefallen, weshalb ich ihn auch weggelassen habe.
2. Den finalen Schriftzug übertrage ich mit einem weichen Bleistift (z. B. 6 B) auf ein neues Blatt Transparentpapier. Ich pause dazu einfach nur die Ränder des Brush-Lettering-Schriftzugs ab. Wenn du möchtest, kannst du die Zwischenräume ausmalen, diesen Schritt spare ich mir jedoch immer.
3. Meine Gummidruckplatte schneide ich auf die gewünschte Größe zu. Ich habe mich für das Format A6 entschieden, weil ich gerne eine „vollflächige“ Stempelvorlage für klassische Karten machen möchte.
4. Dann lege ich meine Bleistift-Vorlage seitenverkehrt (mit der Schrift nach unten) auf die Druckplatte und drücke sie mit dem Finger fest. Das Transparent-Papier sollte dabei nicht verrutschen. Durch das Drücken wird die Bleistift-Vorlage direkt auf die Gummidruckplatte übertragen. Das geht ganz einfach. Das Vorlagen-Papier ziehe ich anschließend wieder ab.
Nicht wundern, wenn der Schriftzug jetzt seitenverkehrt ist. Das muss so sein, damit man es später beim Abdruck wieder richtig lesen kann.
5. Als erstes schneide ich mit einem dünnen Linolschnitt-Messer entlang der Umrisslinien. Ich gehe dabei sehr vorsichtig vor, denn zum einen kann es sehr schnell passieren, dass man zu viel weg schneidet und zum anderen besteht natürlich auch die Gefahr, dass man sich mit dem Schneidewerkzeug verletzt! Klingt banal, sollte aber immer im Hinterkopf behalten werden ;-).
6. Wie schon erwähnt, möchte ich gerne eine „vollflächige“ Karte erstellen. Ich möchte deshalb im Hintergrund Linien hinzufügen, die sich über die gesamte Fläche verteilen. Dazu zeichne ich mir mit Bleistift und einem Lineal die Linien im gewünschten Abstand vor. Das erleichtert mir im Anschluss das Schneiden.
Zur Info: Linolschnitt zählt zu den Hochdruckverfahren. D. h., dass man alle Flächen, die nicht gedruckt werden sollen, entfernt und nur der Druckbereich (in unserem Fall der Schriftzug mit den Hintergrund-Linien) stehen bleibt. Diese Flächen sind dann erhöht (deshalb Hochdruck) und können nach dem einfärben gedruckt werden.
7. Sind alle nicht zu druckenden Flächen entfernt, färbe ich meine Druckplatte mit Stempelfarbe ein. Da das Motiv größer ist, als meine Stempelplatte, drehe ich das Stempelkissen einfach um und tupfe dabei so lange über die gesamte Gummidruckplatte, bis sie komplett eingefärbt ist.
8. Im Anschluss lege ich meine A6-Karte auf die eingefärbte Druckplatte und drücke sie vollflächig fest. Und dann kommt der spannendste Moment: ich ziehe das Blatt mit einer ruckartigen Bewegung, aber dennoch vorsichtig, ab. Und schon kann ich meinen ersten Druck in den Händen halten.
Sollten sich hier noch ein paar Stellen zeigen, die im Druck nicht gewünscht sind, kann ich jetzt noch einmal nachschneiden und sozusagen ein Fine Tuning machen. Durch das Einfärben der Druckplatte kann ich jetzt auch besser erkennen, wo sich noch Stellen befinden, die ggfs. weg müssen.
9. Zum Schluss lasse ich meinen Abzug gut trocknen, bevor ich ihn weiter verarbeite bzw. verwende.
10. Nach ein paar Abzügen kam mir jedoch die Idee, dass der Schriftzug ohne dem Hintergrund vielleicht auch ganz gut aussehen könnte, weshalb ich noch einmal das Schneidewerkzeug zur Hand genommen habe, um die Linien im Hintergrund zu entfernen. Dazu habe ich die Gummidruckplatte vorher auf die minimale Größe rund um den Schriftzug zugeschnitten. So brauche ich nur noch einen Teil der Linien entfernen.
Für größere Flächen verwende ich auch ein größeres Linolschnitt-Messer. Das geht schneller.
11. Anschließend färbe ich die Druckplatte erneut ein und presse sie auf eine neue Karte. YAY! So gefällt mir das Ergebnis auch ganz gut. Gott sei Dank, denn den letzten Schneidevorgang kann ich ohnehin nicht mehr rückgängig machen 😉
Mir gefallen auch die leichten Hintergrund-Spuren, die teilweise noch sichtbar sind. Das macht meines Erachtens auch den Charme von Linolschnitt aus, kann aber ggfs. natürlich immer noch nachgebessert werden.
Ich lasse es jedenfalls so und werde diesen Stempel zukünftig für meinen Brief- und Paket-Versand verwenden – mit ganz speziellen „Lieben Grüßen“ von mir.
Tipp: Du kannst deine Druckplatte z. B. mit einem doppelseitigen Klebeband auf ein Stück Holz oder einen Acrylblock kleben, dann fällt dir das Stempeln leichter. Bei einem anderen Projekt hatte ich das z. B. mit einem Holzklotz gemacht. Das ist übrigens ein Holzklotz aus der Spielkiste von meinem Sohn … aber pssst! Er weiß nichts davon 😉
Vielen Dank liebe Katja für deine ausführlichen Antworten und diese tolle Anleitung! Linolschnitt hab ich das letzte Mal in der Ausbildung gemacht – vielleicht wäre es mal wieder an der Zeit, es mit Lettering zu Verbinden. So einen einzigartigen Stempel mit dem eigenen Handlettering ist auf alle Fälle etwas ganz Tolles.
Ihr findet Katja und ihre Werke auf Instagram als @papier.liebe oder auch im Internet auf papier-liebe.at. Zudem hat Katja schon mehrere Bücher geschrieben in denen sie ihr Wissen weitergibt. Mehr Inspiration für euch gibt es auch hier auf dem Blog in den vielen weiteren Interviews der Letter Lovers und alle Anleitungen hieraus findet ihr auch separat aufgelistet.
Habt einen wunderbar kreativen Tag!
Liebst, Debby
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Liebe Debby,
ich finde die Idee mit dem Stempel genial!
Das ‚Werkzeug‘ dafür habe ich gefunden. Aber wo bekomme ich denn so eine Gummidruckplatte her? Ich werde irgendwie nicht wirklich fündig wenn ich danach suche :-O Es kommen immer nur irgendwelche Gummimatten fürs Auto…
Danke und liebe Grüße,
Viktoria
Liebe Viktoria, wie schön, das freut mich sehr zu hören :). Es gibt solche Gummiplatten zum Beispiel bei Gerstaecker (da kannst du auch online bestellen). Dort finde ich auch unter dem Suchbegriff „Gummidruckplatte“ geeignete Platten fürs Stempelschnitzen.
Ich wünsche dir viel Spass beim Ausprobieren und Kreativwerden! <3
Liebe Grüsse, Debby
Danke liebe Debby!