Letter Lovers: j.belach zu Gast
Kennt ihr den Spruch „Ich kann nicht zeichnen!“? Der liebe Johannes beweist euch heute das Gegenteil ;-). Johannes @j.belach ist mein Gast in der neusten Folge meiner Lettering Interview-Serie der Letter Lovers und er zeigt euch Schritt für Schritt, wie ihr dank einer einfachen Technik mit Ellipsen ganz einfach Blumen zeichnen könnt, die definitiv nicht einfach sondern einfach WOW aussehen!
Im Interview plaudert Johannes natürlich auch über seine Liebe zum Handlettering, er erzählt euch seine Geschichte wie er überhaupt dazu gekommen ist und zudem verrät er euch seine besten Tipps und Tricks rund ums Lettering.
Mein Name ist Johannes Belach, habe mich für meine 37Jahre echt gut gehalten, ;P bin Designer und Künstler mit Leib und Seele und komme aus dem schönen Saarland. Hier habe ich Kommunikationsdesign studiert und bin seit meinem Diplom 2009 in diesem Bereich selbständig tätig.
Ich habe mich bei meiner Arbeit auf Bands und Künstler spezialisiert und biete vom Logo-Design, über Cover-Illustration und Band-Merch bis hin zum Musikvideo, alles aus einer Hand an. In meiner Freizeit beschäftige ich mich viel mit Musik (Chor, Orchester, Band und eigene Synthie-Basteleien) und leite, zusammen mit ein paar Freunden, das Jugendzentrum in meiner Heimatgemeinde.
Wie bist du zum Lettering gekommen?
Ende 2018 suchte ich noch nach einer Weihnachtskarten-Idee, die ich alljährlich an meine Kunden verschicke. Durch Zufall fiel mir beim wöchentlichen Einkauf in der hiesigen Aldi-Filiale ein Lettering-Anleitungsbuch samt Übungsheft von Cornelia Landschützer (@cornlandart) und Katja Haas (@papier.liebe) in die Hände. Nachdem ich die beiden dann bei mehreren Projekten, die ich aus dem Buch nachgemacht hatte, bei Instagram verlinkt hatte, machte mich Conny auf ihre am ersten Januar 2019 beginnende Lettering-Challenge aufmerksam… und die Geschichte nahm ihren Lauf… 😀
Ich hatte mich seit meinem Grundstudium nicht mehr so intensiv mit Schrift beschäftigt und es machte einen solchen Spaß, dass ich noch einen Schritt weiter ging und ganz „back to the roots“ nur noch analog (mit Aquarell, Brushpens, Feder, etc. ) arbeitete.
Was gefällt dir / fasziniert dich so sehr am kreativen Schreiben?
Die Freiheit, die eine Welt ohne „STRG + Z“ bietet ist nicht in Worte zu fassen! Grade beim aquarellieren, bzw. beim Schreiben mit dem Brushpen (wo man nicht einfach radieren kann) muss man sich wirklich vorher überlegen, wo der nächste Pinselstrich hin soll. Das zwingt einen dazu, sich wieder mehr mit den Basics wie Bildaufbau, Farbenlehre, Materialkunde, etc. zu beschäftigen. Die Vorteile, die sich dadurch für meine berufliche Arbeit ergeben haben, sind nicht mit Gold aufzuwiegen!
Dazu kommt, dass ich dabei wunderbar abschalten kann und im Grunde nichts weiter brauch als ein Blatt Papier und einen Bleistift um alles zu erschaffen, was ich mir vorstellen kann.
Woher holst du dir die Ideen zum Lettern?
Die Orte an denen mir Ideen und Inspirationen für Letterings, etc. begegnen sind wahrlich mannigfaltig. Instagram, Pinterest und ggf. Google sind ja weithin bekannt. Aber wenn man nur mit etwas offeneren Augen durch die Welt läuft, dann findet man an jeder Ecke Inspirationen. Seien es alte Schriftzüge an Geschäften, Buchcover, Bildbände, Filme, Serien, etc….
Aber auch in der freien Natur oder beim Schwimmen, wenn mein Gehirn vollkommen abschalten kann, fallen mir die tollsten Ideen ein.
Wie gehst du vor bei einem Lettering?
Das kommt immer auf den Inhalt an! Ist es eine starke, evtl. sogar aggressive Message, wie z.B. ein Missstand, der angeprangert wird, o.Ä., dann wird nicht lange gelayoutet, sonder der selbst gemachte Cola-Pen geschnappt, in das Tintenfass gerammt und höchst expressiv das Papier bearbeitet. 😉
Ist es aber ein schöner, motivierender Spruch, so skizziere ich ein kleines Layout und setzte es dann mit dem Brushpen, etc. um. Wenn das Thema es vorgibt, versuche ich auch eine kleine Illustration in das Lettering einzubauen, bzw. das Lettering illustratorisch umzusetzen.
Welche „Technik“ bevorzugst du?
Wie im vorherigen Abschnitt schon angedeutet, habe ich keine „Lieblings-Technik“ – die Technik folgt immer dem Motiv! Dabei kombiniere und probiere ich viel aus, auch ungewöhnliche Techniken, bzw. welche, die mir noch nicht bekannt sind, denn nur so kann ich mich weiterentwickeln und kann mir nach und nach ein „Visuelles Vokabular“ aufbauen, was mir nahezu unendliche Möglichkeiten der Ausdrucksweise bietet! 🙂
Mit welchem Material letterst du am liebsten? (Stift, Papier, …)
Schließt wieder direkt an den vorherigen Abschnitt an^^ – aber im Grunde beginnt bei mir alles mit Papier und Bleistift, was die beiden dann wohl auch zu meinen Lieblingen macht.^^
Momentan bin ich zudem aber auch ein großer Fan der Karin Markes, des Pilot Parallel Pens und des Sign Touch von Pentel. Dazu gehören zu meiner „Minimum-Standard-Ausrüstung“ ein Pigma Micron 01, eine weisser GellyRoll 10 und ein Koi Brushpen in „Light Cool Grey“ (dieser eigentlich sich hervorragend um Letterings vorzuschreiben und um nachher Schatten zu setzten! 😉 )
Was ist deiner Meinung nach das Wichtigste, damit ein Lettering schön aussieht?
Übung!!! ;-D Nee, ernsthaft: man sollte mindestens die Basisregeln kennen und diese verinnerlicht haben um sie dann auch brechen zu können und um die nächste Zutat, die zu einem richtig schönen Lettering dazu gehört, hinzugeben zu können, nämlich Leidenschaft!
Einfach nur einen Satz mit dem Brushpen „hinrotzen“ kann jeder, aber Layout, Farben, Details, und die Liebe, die man in jedes Element steckt, machen ein Lettering erst richtig schön!
Welche Tipps & Tricks helfen dir am Meisten?
Schon die alten Meister haben von ihren Meistern kopiert! 😉 Das gilt heute noch genau so! Wenn ich eine bestimmte Schrift toll finde und diese gerne auch können möchte, muss ich sie einfach „abschreiben“ und üben, bis ich sie drauf habe. Wichtig ist dabei aber immer, dass man dann etwas eigenes daraus macht und nicht einfach plump kopiert und das unter seinem Namen veröffentlicht, das nennt man immer noch stehlen! 😉
Und mit meiner Anleitung zeige ich, wie einfach alles zu zeichnen ist, wenn man es auf die Grundformen reduziert… (boa, geile Überleitung, oder?! ;D )
Anleitung: Blumen in der „Ellipsen-Technik“ und „Messy-Lines“
Mit der, zugegebenermaßen etwas kryptisch klingenden, „Ellipsen-Technik“ ist im Grunde nichts anderes gemeint als, dass man alle Formen auf drei Grundform „runter brechen“ kann. Das Dreieck, das Rechteck, bzw. Quadrat und die Ellipse, bzw. den Kreis.
Die Blume eignet sich hierfür besonders gut, da sie einerseits recht einfach und gut funktioniert und zudem sehr vielseitig einsetzbar ist, z.B. wie hier als Postkartenmotiv, im BuJo, als Verzierung für’s Lettern, etc.
Was man dazu braucht:
- Bleistift (HB oder H) + Radiergummi
- Aquarellpapier, ab 260g, glatt (ich habe hier Aquarell-Postkarten von boesner verwendet)
- Wassertankpinsel oder Aquarellpinsel (ich benutzte gern den Cosmotop Spin in 04 vin DaVinci)
- Wasservermalbarere Brushpens in unterschiedlichen, miteinander harmonisierenden, Farben (hier habe ich Karin Markes verwendet)
- einen wasserfesten Fineliner in Größe 01 (Pigma Micron und Pentel Pointliner sind meine Favoriten)
Schritt 1:
Wir zeichnen zwei Ellipsen, eine große für den äußeren Rand der Blütenblätter und eine kleine für die Blütenpollen in der Mitte.
Danach ziehen wir eine gebogene Line von der Mitte der Blume aus nach unten. Das wird unser Blumenstengel.
Schritt 2:
Jetzt unterteilen wir die „Blütenblätter-Scheibe“ in 7 Teile (ihr könnt auch mehr machen, wenn eure Blätter dünner werden sollen) und ziehen Striche, wie Wagen-Speichen, von innen nach aussen.
Schritt 3:
Die so entstandenen Teilstücke bekommen nun eine kleine „Mütze“ und abgerundete Ecken.
Auch können wir jetzt schon kleine Blätter am Stengel entlang zeichnen.
Schritt 4:
Jetzt kommt der „Messy-Lines“-Part und dieser macht mir immer besonders viel Spaß! 🙂
Dazu nimmt man den Fineliner am hinteren Drittel des Stiftes und fährt etwas „wackelig“ mehrfach an den Bleistift-Linien entlang. Ich spreche hier immer gern vom „Kontrollieren Kontrollverlust“^^
Wichtig hierbei ist, dass die Strichstärke, die allgemeine Größe der Blume und die Wiederholungen einander angepasst sind, denn sonst kann alles schnell zu einem großen schwarzen „Knäul“ verkommen.
Schritt 5:
Je nach Papier und Fineliner sollte man etwas warten bevor man die Bleistiftzeichnung wegradiert, sonst kann die Tinte verschmieren.
Schritt 6:
Jetzt kommt endlich Farbe in Spiel! Wir beginnen in der Mitte bei den Pollen. Ein paar kleine Tupfer Farbe aus dem Brushpen, die am Rand verteilt werden, verblenden wir zur Mitte hin mit dem Wassertankpinsel, bzw. dem Pinsel der Wahl. (Da diese Blumen insgesamt etwas abstrakter werden, sind der Farbwahl auch eigentlich keine Grenzen gesetzt.)
Schritt 7:
Wer nicht will, dass die Farbe aus den Blütenblättern in die der Pollen „blutet“, der sollte jetzt etwas warten, bis die Farbschicht aus Schritt 6 vollständig getrocknet ist.
Danach nässen wir die Blütenblätter großflächig ein!
Schritt 8:
In die noch nasse Fläche setzen wir nun, wie bei Schritt 6, ein paar Tupfer einer zweiten Farbe und je nach Papier und Brushpen, kann man nun bewundern, wie die Farbe sich radial ihre Bahn sucht. Einfach herrlich! 🙂
Schritt 9:
Mit dem nassen, sauberen (Wassertank-)Pinsel ziehen wir nun die sich bereits verteilende Farbe weiter in die Spitzen der Blütenblätter.
Schritt 10:
Zum Schluss kommen nun auch Stengel und das restliche Blattwerk an die Reihe, wobei das Prinzip dasselbe ist: zuerst mit klarem Wasser benetzten, dann ein Tupfer Farbe drauf, der dann mit deinem sauberen Pinsel verblendet wird. Ganz einfach! 😉
Schritt 11:
Nachdem alles gut getrocknet ist, erfreuen wir uns an unserem schönen Blümchen! 🙂
Viel Spaß beim Nachmalen! 🙂
Vielen Dank Johannes für deine ausführlichen Antworten und diese tolle Anleitung! Die Blume mit der Ellipsentechnik sieht einfach toll aus und ist dank deiner Schritt für Schritt Anleitung gar nicht mehr so schwierig zum selber zeichnen. =)
Ihr findet Johannes und seine Werke auf Instagram unter @j.belach. Weitere Inspiration gibt es für euch in den mittlerweile über 100 Folgen der Letter Lovers und alle Anleitungen aus dieser Lettering-Interview Serie gibt es ebenfalls auf einen Blick.
Ich wünsch euch einen wunderbar kreativen Tag!
Liebst, Debby
Vielen Dank für diese super schöne Anleitung
Vielen Dank dir Dagmar für deinen Kommentar! Ich wünsch dir viel Spass beim Blumen zeichnen <3
Lg Debby
Danke für die schöne Anleitung! Hab’s gemacht, muss aber noch etwas geübt werden!
Yeah, das freut mich wahnsinnig zu hören Errouane! <3 Dank Üben wird man immer wie besser - ich wünsch dir ganz viel Spass dabei!
Liebe Grüsse, Debby
Ich versuche mich immer wieder im malen und zeichnen. Am liebsten Blumen . Jetzt bin ich auf deine Anleitung gestoßen……..juhuuuu !!! Siehe da meine blumen sehen aus wie richtig coole wunderschöne Blumen . Ich bin 58bjahre alt und freue mich sehr das ich doch noch Fortschritte machen kann. Dank menschen wie dir , die sich die mühe machen anderen zu helfen…..vielen lieben Dank!!!! Gruss Viola
Hach so schön, das freut mich sehr zu lesen Viola! <3 Danke für deine Worte - und ganz viel Spass weiterhin beim Blumen malen!
Liebe Grüsse, Debby