Typisch Schweizerdeutsch – die Sprache der Schweiz

Habt ihr euch auch schon gefragt, was das Schweizerdeutsch eigentlich so speziell macht? Was es mit den sogenannten Helvetismen auf sich hat und weshalb die Schweizer zum Beispiel das Doppel-S nie benutzen? In diesem Artikel erkläre ich euch, was das Schweizerdeutsch so speziell macht, weshalb wir Schweizer nicht dasselbe Hochdeutsch haben wie die Deutschen und was es jetzt eigentlich genau mit diesen Schweizern und ihrer Sprache auf sich hat.

Begonnen hat alles auf Instagram mit einer Lettering Challenge. Im Juli gab es eine tolle Lettering-Challenge mit schweizerdeutschen Ausdrücken. (Sucht auf Instagram mal nach #swissletteringsquad) Einige dieser Ausdrücke sind sehr speziell und es ergaben sich wunderbare, tolle und lustige Gespräche. So habe ich mich entschlossen, einige Worte zum Schweizerdeutsch aufzuschreiben.

typisch Schweizerdeutsch - die Eigenheiten und Spezialitäten der Schweizer Sprache

Schweizerdeutsch ist eine gesprochene Sprache

Die Schweiz ist ja ein kleines Land. Trotz unserer „nur“ 8 Millionen Einwohner haben wir 4 Landessprachen: Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch. Der grössere Teil der Schweiz lebt in der Deutschschweiz und spricht somit Deutsch.

Jedoch: Schweizerdeutsch ist nur eine gesprochene Sprache. Unsere offizielle Schriftsprache ist Deutsch. Hochdeutsch. Und das lernen wir schon sehr früh. Im Fernsehen, teilweise im Radio, der Unterricht in der Schule und alles Schriftliche ist auf Hochdeutsch. Wir verstehen es also schon sehr bald und ohne grössere Probleme. Es selbst zu benutzen (sprechen wie auch schreiben) ist dann noch ein weiteres Thema, worauf ich weiter unten noch eingehe ;-).

Müntschi: Schweizerdeutscher Ausdruck für einen Kuss - Brushlettering

Müntschi: Schweizerdeutscher Ausdruck für einen Kuss

Seit einigen Jahren bekommt das Schweizerdeutsch immer mehr Aufwind. Gerade die jüngere Generation kommuniziert mittlerweile auch schriftlich auf Schweizerdeutsch. E-Mails, SMS und Whats App sei Dank ;-). Wenn wir einander schreiben, dann wird ein Text einfach so geschrieben, wie man es sagt. Es gäbe zwar eine korrekte Rechtschreibung – je nach Dialekt – aber die kennt bloss (praktisch) niemand. Wir übersetzen also „frei nach Schnauze“ (oder wie wir sagen: „Wie nis dr Schnabu gwachse isch“) unseren Dialekt ins Schriftliche und müssen uns gar nicht überlegen, ob das jetzt korrekt ist oder nicht. „Cheibe gäbig“ (also waaaahnsinnig praktisch) ist das also :D.

Anke: Kein Name, sondern das Berndeutsche Wort für Butter

Anke: Kein Name, sondern das Berndeutsche Wort für Butter

Dieses Verhältnis von Schweizerdeutsch und Hochdeutsch hat sogar einen Namen: Diglossie. Das bedeutet, dass beide Sprachen eine klare Funktion haben. Das Hochdeutsch wird für alles Offizielle, in Dokumenten, in der Schule, in den Printmedien gebraucht, das Schweizerdeutsch im Alltag. Die beiden Sprachen haben also verschiedene Funktionen, jedoch ist nicht eine davon wichtiger oder besser. (Danke vielmal liebe Rahel für diese Info! =))

Äs Bettmümpfeli füre Flickflauder: Ein Betthupferl für den Schmetterling

Äs Bettmümpfeli füre Flickflauder: Ein Betthupferl für den Schmetterling

Dialekte

So klein die Schweiz auch ist, es gibt sehr viele verschiedene Dialekte. Auch wenn wir uns untereinander zwar grösstenteils verstehen, gibt es doch ziemliche Unterschiede, vor allem in der Aussprache.

Als erstes unterscheidet man nach Kanton (Bundesländer in D). Im Kanton Bern spricht man Berndeutsch, im Kanton Zürich spricht man Zürichedeutsch und im Kanton Wallis spricht man Walliserdeutsch. Jedoch gibt es auch innerhalb einzelner Kantone ziemliche Unterschiede. Gerade im Kanton Bern, wo ich zu Hause bin. Da kommst du in ein anderes Tal und schon ist die Sprache völlig anders.

Bodesuri: ein Kleinkind - Handlettering auf Schweizerdeutsch

Bodesuri: ein Kleinkind

Auch sind nicht alle Dialekte gleich „beliebt“. Das ist sicherlich auch etwas Geschmackssache, jedoch kann man schon generell sagen, dass die drei Dialekte aus den Kantonen Graubünden, Wallis und Bern schweizweit wohl die beliebtesten sind.

Das Wallis jedoch ist seeehr speziell. Da hat die restliche Schweiz zum Teil echt Mühe zum Verstehen. Die Walliser haben noch speziellere Wörter im Vergleich zu den restlichen Dialekten. Und etwas abgeschwächt gilt dies auch fürs Graubünden und Bern. Auch da gibt es viele spezielle  Wörter, die man in der restlichen Schweiz nicht unbedingt kennt und versteht. (Jedoch nicht ganz so schlimm, wie im Kanton Wallis.)

d'Chlittra isch ufem Seiliplampi: Die blöde Kuh ist auf der Schaukel.

d’Chlittra isch ufem Seiliplampi: Die blöde Kuh ist auf der Schaukel.

Ein tolles Beispiel für die verschiedenen Dialekte ist das Wort „Apfelkerngehäuse„. (Da musste ich jetzt zuerst googeln, wie das denn auf Hochdeutsch heisst ;-).) Das kann je nach Dialekt Gröibschi, Bütschgi, Bitzgi, Bixi, Gigetschi, Gürbschi oder auch Bätzi heissen. Oder den Schluckauf nenne ich zum Beispiel Gluggsi, dem kann man aber auch Hitzgi, Schluckser oder Hickser sagen.

Hitzgi: Schluckauf - schweizerdeutsches Dialektwort in Brushlettering

Hitzgi: Schluckauf

Schweizerdeutsch = Hochdeutsch?

Schweizerdeutsch und Hochdeutsch sind beides deutsche Sprachen. Somit sind sie sich einerseits ziemlich ähnlich – und doch ist vieles auch völlig anders.

Zum Beispiel haben wir Schweizer viele französische Begriffe adaptiert. Wir sagen Portemonnaie zur Geldbörse, Necessaire zum Kulturbeutel, Trottoir zum Gehsteig, Couvert zum Briefumschlag und so weiter. Diese Wörter sind auch in unserem schriftlichen Deutsch korrekt. Wir lernen also in der Schule die deutsche Sprache, aber trotzdem haben wir unsere „eigenen“ Begriffe. In schweizerisch korrektem Deutsch sagen wir immer noch Portemonnaie und nicht Geldbörse.

Chlüpperli: Wäscheklammer - Lettering auf schweizerdeutsch

Chlüpperli: Wäscheklammer

Ein weiterer Punkt ist das Doppel-S. Vielleicht ist es euch schon aufgefallen, dass ich hier auf dem Blog niemals ein Doppel-S brauche. Und jetzt, wo ich es euch zeigen möchte, finde ich es nicht mal auf der Computertastatur. 😉 Das gibt es bei uns halt einfach nicht. Wir können’s zwar lesen, aber wir brauchen’s nicht. (Unsere Computertastatur ist z.B. auch anders aufgebaut – das Doppel-S gibt’s gar nicht auf einer Schweizer Tastatur =).)

Ghüder: Abfall - oder auch Abfalleimer

Ghüder: Abfall – oder auch Abfalleimer

Auch der Sprach- bzw. Satzaufbau ist im Schweizerdeutsch anders als im Hochdeutsch. Wir haben zum Beispiel nur eine Vergangenheit, den Perfekt. Alle unsere Sätze in der Vergangenheitsform bauen wir in der Perfekt-Form auf. Das macht ein „übersetzen“ ins Hochdeutsch natürlich noch einmal etwas schwieriger.

 

Schnuderlumpe: ein Taschentuch - Lettering

Schnuderlumpe: ein Taschentuch

Typische Laute: „ch“ und „li“

Ja, dieses „ch“, dieses „kratzige“ Geräusch sag ich mal, ist schon ziemlich typisch für unsere Sprache. Dort, wo ihr im Hochdeutschen ein „k“ braucht, brauchen wir in vielen Fällen ein „ch“ und sprechen dies auch so aus. Hart – nicht fein. So wie z.B. im Wort „Ach“. Das „ch“ kommt vom Hals hinten und kann für Nicht-Geübte schon etwas speziell sein. Aber keine Angst – wir haben nicht regelmässig Halsschmerzen – für uns ist dieser Klang ziemlich normal 😉

Chrüsimüsi: Durcheinander - Lettering auf schweizerdeutsch

Chrüsimüsi: Durcheinander

Ein super Wort zum Üben ist das „Chuchichäschtli“. Nicht ganz so einfach, aber trotzdem machbar… 😉 Die deutsche Letteringcommunity hat auf alle Fälle ihr Bestes gegeben in den Instastories und dieses Chuchichäschtli zum Teil also sehr gut hingekriegt! =)

Chuchichäschtli ist übrigens so DAS Wort, welches ihr in 90% der Fällen lernen werdet, wenn ihr einen Schweizer um ein schweizerisches Wort bittet. Aber nicht etwa, weil wir das häufig benutzen, sondern weil es halt doch eher schwierig ist ;-). Vor allem auch für englischsprechende – manchmal echt lustig *grins*.

Chuchichäschtli: Küchenschrank - schweizerdeutsches Wort mit Brushlettering

Chuchichäschtli: Küchenschrank

Auch typisch fürs Schweizerdeutsch ist unser „-li“. Ja, wir verniedlichen gerne unsere Wörter – praktisch alle Substantive kann man auch mit -li verniedlichen, und das klingt gar nicht mal so komisch für uns ;-). (Wir sind ja auch ein kleines Land… Vielleicht liegt’s daran?)

Manöggeli: Spielfigur

Manöggeli: Spielfigur

Helvetismus

Helvetismus ist der Begriff, auf den man sehr schnell stösst, wenn man sich mit der schweizerdeutschen Sprache auseinander setzt. Helvetismen sind sprachliche Besonderheiten, die im Schweizer Hochdeutsch verwendet werden, nicht jedoch im gesamten deutschen Sprachgebiet.

Rätschbäse: Jemand, der andere verpfeift

Rätschbäse: Jemand, der andere verpfeift

Wie oben schon erwähnt gibt es Wörter, welche in unserer Sprache korrekt sind, die in Deutschland und Österreich jedoch nicht verstanden werden. Neben den französischen Wörtern gibt es auch einige andere. Und gerade diese sogenannten Helvetismen sind manchmal sehr schwierig. Wenn man sich nicht wirklich mit der Sprache auseinander setzt, kann man die nicht unterscheiden und somit entstehen im Gespräch manchmal lustige Situationen. Diese Helvetismen sind für uns nämlich Hochdeutsch, und nicht primär Schweizerdeutsch.

Bsp. typische Helvetismen:

  • Nüsslisalat (Feldsalat)
  • parkieren (parken)
  • Schwingbesen (Schneebesen)
  • Estrich (Dachboden)
  • Abwart (Hausmeister)
  • Jupe (Rock)
  • Natel (Handy)
  • Finken (Hausschuhe)
  • Nastuch (Taschentuch)

Gingernillis: Krimskrams

Gingernillis: Krimskrams

Ein weitere Punkt des Helvetismus ist die Grammatik. Im Schweizer Hochdeutsch heisst es zum Beispiel das Mail anstatt die Mail. Auch der Plural wird teilweise anders gebildet und gewissen Perfektformen bilden wir im Schweizer Hochdeutsch mit „sein“: „ich bin gesessen“ ist absolut korrekt im Schweizer Hochdeutsch.

Lööli: ein Blödmann - schweizerdeutscher Kosenamen in Handlettering

Lööli: ein Blödmann – meistens aber liebevoll gemeint

Falls ihr euch also manchmal über mein Deutsch hier auf dem Blog fragt – das ist nicht grundsätzlich falsch. Manchmal benutze ich aber Helvetismen und weitere schweizerdeutsche Eigenheiten und das klingt deshalb für euch vielleicht etwas komisch. Ich hoffe aber, ihr versteht trotzdem was ich sagen möchte – sooo kompliziert ist es dann ja meistens nicht ;-). Und übrigens: Alle Helvetismen lassen sich auch nicht übersetzen – aber das kennt wohl jede Sprache =).

Zudem wird über die Helvetismen in der Schweiz immer wieder diskutiert… Gerade im Journalismus sind die immer wieder Thema. Dürfen/Sollen/Müssen Schweizer Journalisten Helvetismen benutzen oder sollten diese Texte in korrektem Hochdeutsch sein? Die Diskussion läuft – eine abschliessende Antwort gibt es nicht ;-).

Ä Giel ufm Gigampfi - ein Junge auf der Wippe

Ä Giel ufm Gigampfi – ein Junge auf der Wippe

Fazit

Der Begriff Schweizerdeutsch ist also ein Überbegriff für Deutschschweizer Dialekte, die sich zum Teil sehr stark unterscheiden.

Die Begrifflichkeit ist manchmal etwas schwierig. Helvetismen sind diejenigen Wörter, welche in der Schweizer Standardsprache, also im Schweizer Hochdeutsch, korrekt sind. Sobald ein Wort jedoch auf einen Dialekt beschränkt ist, ist es Mundart.

Ob das Schweizerdeutsch eine eigene Sprache ist oder nicht, lässt sich nicht abschliessend beurteilen. Die Wissenschaftler sind sich in dieser Frage nicht einig – und werden es wohl auch nie sein. Ich finde aber: Hauptsache wir verstehen einander – auch wenn es vielleicht manchmal etwas komisch klingen mag =).

Plagööri: Angeber, Grossmaul

Plagööri: Angeber, Grossmaul

Ich hoffe, ich konnte euch einige Eigenheiten des Schweizerdeutsch erklären und vielleicht auch einige Fragezeichen zu einem Ausrufezeichen machen =). Falls ihr zum Schweizerdeutsch noch weitere Fragen habt, immer ab in die Kommentare damit, ich beantworte sie gerne!

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