Moin! Mein Name ist Marion und ich komme aus dem hohen Norden, wo man sich zu jeder Tages- und Nachtzeit mit „Moin“ begrüßt. Ich lebe in der Nähe von Kiel und beschäftige mich neben meinem Vollzeitjob mit dem Lettering und gebe u.a. auch Workshops.

Wie bist du zum Lettering gekommen?
Ich liebe Schrift schon, seit ich Buchstaben entziffern kann (es fing alles mit dem Wort „Eis“ an, was ich auf Fähnchen lesen konnte, so dass meine Eltern nie wieder behaupten konnten, es gäbe gerade nirgendwo Eis, hihihi…).
In der Grundschule ging es dann los, dass ich einzelne Buchstabenformen bei meinen Sitznachbarinnen hübscher fand als meine eigenen, woraufhin ich geübt habe, meine Schrift zu variieren.
Anfang 2016 stieß ich dann auf den Begriff „Hand Lettering“ und meine Leidenschaft hat nochmal ganz neue Ausmaße angenommen, weil ich dadurch endlich wusste, mit welchem Suchbegriff ich mir Anregungen holen kann.

Was gefällt dir / fasziniert dich so sehr am kreativen Schreiben?
Es macht mir einfach Freude, mich mit Schrift zu beschäftigen und mir zu überlegen, was man an Buchstaben alles variieren kann.
Außerdem entspannt mich das Lettern enorm; manchmal setze ich mich auch nach einem langen Tag nochmal 5 Minuten hin und lettere ein wenig mit dem Brushpen. Diese fließenden Bewegungen geben mir ganz viel Ruhe, so dass ich den Tag damit perfekt abschließen kann.

Woher holst du dir die Ideen zum Lettern?
Meistens spukt mir eine Idee im Kopf herum, die nur noch eingefangen und umgesetzt werden will. Es gibt so vieles, was ich noch lettern möchte, so dass ich vor lauter Ideen manchmal gar nicht mehr hinterherkomme…
Für die Umsetzung meiner Ideen dienen mir hauptsächlich Bücher und Instagram als Inspirationsquellen. Es gibt so viele tolle Künstler, die mich dazu bringen, auch mal neue Dinge zu wagen, um dann festzustellen, dass man so vieles lernen kann, wenn man es nur ausprobiert.

Wie gehst du vor bei einem Lettering?
Das kommt immer ganz darauf an, was ich damit vorhabe. Meistens habe ich ein bestimmtes Projekt im Kopf (z.B. Karte gestalten, 3D-Druck entwerfen, Beutel beschriften…usw.), welches ich umsetzen möchte. Dann überlege ich mir, welcher Stil dazu passt und fange an, Ideen zu sammeln.
Bei „kleinen“ Letterings auf Papier fange ich oftmals einfach direkt an, ohne Vorzeichnen. Das führt dann allerdings gerne mal dazu, dass ich gefühlte 100 Versionen gelettert habe, bis mir eine gefällt. Bei größeren Letterings zeichne ich aber auf jeden Fall vor.
Gerne verwende ich auch das iPad zum Ausprobieren verschiedener Anordnungen, bevor ich etwas auf Papier umsetze.

Welche „Technik“ bevorzugst du?
Ich mag sowohl analoges als auch digitales Lettering und könnte gar nicht sagen, welches ich mehr mag. Was die Schrift an sich betrifft, so liebe ich das Brushlettering sehr. Inzwischen habe ich aber auch eine große Liebe für Monoline Schriften entwickelt, die ich gerne einsetze.
Seit einer ganzen Weile arbeite ich auch immer mal wieder an zwei Fonts in diesen Stilrichtungen, aber das ist wirklich nicht einfach, daher wird das wohl noch laaaaange dauern…

Mit welchem Material letterst du am liebsten? (Stift, Papier, …)
Da kann ich mich schwer entscheiden. Ich mag so viele Materialien gerne und habe immer so Phasen, in denen ich mich vermehrt mit einer Sache beschäftige. Aktuell ist es beim analogen Lettern wohl die Feder mit Glitzertinte auf schwarzem Papier. Das sieht so edel aus und ich bin immer wieder aus Neue davon fasziniert, was man damit alles erschaffen kann.
Ich besitze aber auch sehr viele (…….) Brushpens und benutze sie auch alle. Ebenso ist das iPad mein täglicher Begleiter und wird in ganz vielen Bereichen eingesetzt, da ich auch wahnsinnig gerne mit dem Plotter und dem 3D-Drucker arbeite, um alles Mögliche mit Letterings zu verschönern…

Was ist deiner Meinung nach das Wichtigste, damit ein Lettering schön aussieht?
Schönheit liegt ja oft im Auge des Betrachters. Ich persönlich finde ein Lettering dann am Schönsten, wenn es in sich konsistent ist. Das bedeutet nicht, dass die Buchstaben alle in der gleichen Richtung sein müssen oder nur eine Schriftart vorhanden sein darf oder so. Eher im Gegenteil; das gesamte Lettering muss zusammenpassen trotz Variationen in Buchstaben, Richtungen, Formen, Höhen, Farben und Schriften. Es ist echt schwer zu erklären, wie ich das meine….

Welche Tipps & Tricks helfen dir am Meisten?
Mir haben am meisten 2 Dinge geholfen. Da ist zum einen das Bewusstsein darüber, dass Lettern nicht Schreiben ist. Ich bin anfangs immer wieder in meine Handschrift zurückgefallen, was verhindert hat, dass ich das mit der Druckänderung beim Brushlettering richtig hinbekomme. Seit ich Lettern eher als Malen wahrnehme, kann ich in ganz unterschiedlichen Stilen lettern und das hat – zum Glück – nichts mehr mit meiner Handschrift zu tun.
Zum anderen ist einer der wichtigsten Tipps für den Anfang: „Langsam. Noch langsamer. Viiiieeeel langsamer.“ Wenn man zu schnell lettert, gerät man immer wieder in seinen „Handschriftmodus“. Dabei lässt sich der Druck dann auch viel schwerer kontrollieren und man hat unsaubere Übergänge.
Und zu guter Letzt hilft es ungemein, dass es für alle am Anfang schwer war und es einfach ein wenig Geduld braucht…!
