
Mein Gast in dieser Podcastfolge ist Rosina Geltinger. Rosina ist Psychotherapeutin und unterstützt dabei, mehr Lebensfreude, Selbstfürsorge und innere Ruhe zu finden. Sie sagt über sich: “Meine Leidenschaft für die Seelenarbeit ist kein Zufall, sie hat mich schon immer fasziniert. Ich habe kürzlich Tagebücher gefunden, die ich im Alter von 13 oder 14 Jahren geschrieben habe, und auch damals habe ich mich schon gefragt, was hinter den Handlungen und Worten der Menschen steckt. Ich vergleiche mich manchmal mit einem Trüffelschwein, das nach Trüffeln sucht – nur dass ich nach der Seele suche, nach der Perle hinter allem.”
Glücklichsein ist wie eine Wiese
Glücklichsein ist für Rosina eine unaufgeregte Angelegenheit. Es bedeutet ihr vor allem, einen hohen inneren Standard an Zufriedenheit zu haben. “Grosse Glücksmomente, wie Urlaube oder Konzerte, sind die Highlights, aber der Alltag besteht aus kleinen, zufriedenstellenden Momenten. Ein freundliches Lächeln von der Bäckersfrau am Morgen oder die frischen Blüten im Frühling sind Beispiele dafür, wie ich den Fokus auf die kleinen Dinge lege, die das Leben grundsätzlich schön machen.”
Rosina vergleicht das mit einer Wiese. Die Wiese besteht hauptsächlich aus Gras und gewöhnlichen Blumen wie Löwenzahn oder Gänseblümchen, aber hin und wieder findet man eine prächtige Tulpe oder Rose dazwischen. Das sind die Momente, die das Leben besonders machen, doch es ist auch wichtig, die Schönheit der häufigeren, einfacheren Dinge zu schätzen.
Die Herausforderung ist, den Fokus bewusst auf das zu legen, was man hat, statt auf das, was fehlt. Wir Menschen tendieren dazu, uns auf das Negative zu konzentrieren. Auf das, was uns fehlt. Dabei ist es wie bei einem Scheinwerfer im Theater: Wir entscheiden, worauf wir das Licht richten.
Worauf richtest du deinen Scheinwerfer? Oder auch: Was macht dich glücklich?
Rosina spricht über die Praxis der Dankbarkeit, die sie besonders betont: „Ich frage mich mehrmals am Tag, wofür ich gerade dankbar bin. Zum Beispiel bin ich dankbar für unser Gespräch und dafür, dass wir uns kennengelernt haben.“
Sie erläutert weiter, wie wichtig es ist, Glück nicht nur zu denken, sondern zu fühlen. So wie es auch beim Lettering um mehr gehen kann, als “nur” einzelne Worte aufs Papier zu bringen. Es geht darum, in die Emotionen einzutauchen, die diese Worte hervorrufen.
Rosina hebt hervor, dass viele Menschen sehr kopflastig sind, oft alles analysieren und rationalisieren, was zu einer Barriere zwischen Kopf und Körper führt. Ihre Arbeit zielt darauf ab, diese Verbindung wiederherzustellen, denn wir können uns nicht einfach glücklich denken. Sie betont, wie viele ihrer Klienten trotz scheinbar perfekter Umstände nicht glücklich sind, weil ihnen das Gefühl dafür fehlt.
Ein weiterer Ansatz, den Rosina empfiehlt, ist das Stärken der Verbindung zum Körper. Dies kann durch einfache Übungen wie bewusstes Atmen oder Body-Scans erreicht werden, die helfen, den aktuellen körperlichen Zustand zu erfassen und zu akzeptieren, ohne ihn zu bewerten. Diese Praxis hilft, Emotionen und den seelischen Zustand intensiver zu spüren.
Das Training dieser Fähigkeiten sei notwendig, auch wenn es anstrengend sein kann. Veränderungen brauchen Geduld und sollten nicht überstürzt werden.
Abschliessend spricht sie darüber, wie wichtig es ist, den Prozess spielerisch und mit Freude anzugehen, ähnlich wie Kinder, die lernen, Fahrrad zu fahren. Dieser Ansatz ist auch für das Glücklichsein entscheidend – der Weg dorthin sollte Spass machen und erfüllend sein.
Auch im Handlettering ist es wichtig, den Weg zum Ziel zu geniessen. Dass du Spass hast beim Lettern. Natürlich braucht es Durchhaltevermögen, aber entscheidend für den Erfolg ist schlussendlich die Freude am Tun.
Rosina erzählt ausserdem, wie häufig wir uns Ziele setzen, die wir erreichen wollen, um dann glücklich zu sein. Doch oft fühlt sich das Erreichen dieser Ziele leer an, weil die Freude auf dem Weg dorthin fehlt. „Jeder Schritt sollte sein eigenes kleines Ziel haben, das Freude bereitet. Es geht darum, jeden Moment zu geniessen, statt sich über das zu ärgern, was nicht perfekt ist.“
