Hallo zusammen, ich heisse Melanie und bin 35 Jahre alt. Ich wohne in der Schweiz und arbeite als Sozialpädagogin in einer Institution für Menschen mit einer Behinderung.
Wie bist du zum Lettering gekommen?
Mich haben Schriftarten schon immer sehr interessiert. Ich habe zum Beispiel in meinen Teenie Jahren anhand der Schrift eines Brieffreundes, meine heutige Handschrift angeeignet. So richtig mit Lettering in Berührung gekommen, bin ich aber vor ca. 1 ½ Jahren durch verschiedene Instagram-Accounts. Es hat mich begeistert und ich wollte das auch unbedingt können. Im Mai 2016 fing ich also an zu üben.

Was gefällt dir / fasziniert dich so sehr am kreativen Schreiben?
Zu allererst wirkt Handlettering beruhigend und hat schon fast eine meditative Wirkung auf mich. Handlettering fasziniert mich, da ich mit verschiedenen Schriftarten, Schreibtechniken und Schreibgrössen ein «Bild» kreieren kann. Es macht schlichtweg einfach Freude (und süchtig…)!

Woher holst du dir die Ideen zum Lettern?
Die Socialmedia Community wirkt sehr inspirierend auf mich. Ich liebe es, die Werke auf Instagram, Pinterest und Co. zu durchstöbern, um neue Ideen auszuprobieren. Ich bin, wie vermutlich jeder der Handlettering macht, immer auf der Suche nach neuen Sprüchen oder Zitate. Manchmal kann ich mich stundenlang auf Pinterest verweilen.
Wie gehst du vor bei einem Lettering?
Ich schreibe sehr intuitiv und spontan. Dies liegt vermutlich daran, dass ich nicht so viel Geduld habe und abenteuerlich veranlagt bin. Einfach mal drauflos schreiben! Meistens kommt’s gut, oft auch nicht. Mit Bleistift schreibe ich selten vor, ausser es ist wirklich besonders wichtig und notwendig z.B. wenn ich einen Auftrag und nur einen «Take» habe. Da schreibe sogar ich vor! Beim Ipad-Lettering kommt es mir also entgegen, dass man nur mit zwei Finger der letzte Strich entfernen kann.

Welche „Technik“ bevorzugst du?
Ich liebe die Vielfalt! Ich habe immer Phasen… die Papier-mit- Brushpen-Phase und die Ipadpro-mit- Applepencil-Phase wechseln sich oft ab. Im Moment habe ich das Aquarellieren für mich entdeckt und vor dieser Phase habe ich mir ein Plotter gekauft. Immer abwechseln, das ist mein Ding!
Wenn es um die Technik mit Brushpens geht, finde ich «Blendings» besonders schön. Dabei tunkt man zum Beispiel ein Wasserbasis-Bruspen (wie zum Beispiel meine Lieblingsbrushpens von Caran d’Ache Fibralo Brush) in eine Wasserfarbe (z.B. Ecoline) und schreibt drauflos. Die Verläufe, oder eben Blendings sind wunderschön und das Beste: das Ergebnis ist immer anders! Ich liebe diese Überraschungen.
Vor einiger Zeit habe ich mich tatsächlich an die Feder gewagt. Überraschenderweise war es nicht so schwierig, wie ich zunächst angenommen habe. Ich brauche schon noch etwas mehr Übung, aber wenn man das Handlettering einigermassen beherrscht und sich einen Stil angeeignet hat, dann ist es wie Velofahren… Egal welchen Drahtesel man unter seinem Hintern hat, man kann fahren! Für das Schreiben mit der Feder bevorzuge ich die schönen Schimmerfarben von Finetec.

Mit welchem Material letterst du am liebsten? (Stift, Papier, …)
Wie schon geschrieben, liebe ich die Vielfalt. Ich liebe es neues auszuprobieren. Mit meinem Plotter (quasi ein Ausschneidegerät, mit dem man Schriftzüge aus verschiedenen Materialien ausschneiden kann) ist die Bandbreite noch grösser geworden. Jetzt belettere ich quasi alles, was mir in die Finger kommt. Die Schriftzüge für den Plotter erstelle ich auf meinem iPadpro.
Auf Papier lettere ich ebenso gerne. Dabei benutze ich oft folgende Stifte: Tombow Fudenosuke hardtip, Pentel Signpen touch, Zebra Disposable Bruspen fine, Caran d’Ache Fibralo Brush, Ecoline Brushpens.
Ich benutze das Laserpapier ColorCopy 120g/m. Das ist ein sehr glattes Papier, was sehr wichtig ist, damit die Stifte lange halten und nicht ausfransen.
Was ist deiner Meinung nach das Wichtigste, damit ein Lettering schön aussieht?
Ein Lettering finde ich besonders schön, wenn das Gesamtbild stimmt und kein Wort aus der Reihe tanzt (ausser der Spruch bietet das natürlich an). Dies ist wohl die grösste Kunst des Letterings! Daher macht es doch ab und zu Sinn, sich vorher eine Skizze zu erstellen ;O)

Welche Tipps & Tricks helfen dir am Meisten?
Als ich anfing zu lettern, nahm ich wie so viele Anfänger die Tombow Dual Brushpen und normales Kopierpapier. Dies funktioniert zwar einigermassen, aber für Anfänger empfehle ich eher mit einem Pentel Signpen TOUCH (unbedingt schauen, dass «touch» auf dem Stift steht ;O)) und einem glatten Papier (evt. sogar mit Punkten, wie z.B. die Clairfontaine Blöcke) anzufangen.
Man will es als Anfänger zwar nicht hören, aber die «Upstroke» und «Downstroke» müssen geübt werden. Oft getraut man sich bei den Strichen nach unten nicht fest genug zu drücken, da man Angst hat, den Stift zu ruinieren. Aber die Stifte halten schon was aus! Es muss so richtig quitschen (ein Ohrenschmaus für eine Handlettering-Besessene wie mich *gg*).
Und was wirklich hilft (will man auch nicht hören…): üben, üben und nochmals üben. Bis ich meine Handlettering-Schrift beherrscht habe, musste ich ca. 7 Monate lang jeden Tag üben…
