Lieben Dank für die Einladung zu den Letter Lovers. Ich bin Anja, 38 Jahre alt und schon immer von schöner Schrift besessen. Studiert habe ich Grafik-Design und meine freie Abschlussarbeit sogar in Deutscher Kurrent geschrieben. Derzeit wohne ich im Süden von Brandenburg, am Rande des Lausitzer Seenlandes, meine Liebe gehört aber der mecklenburgischen Ostseeküste.
Wie bist du zum Lettering gekommen?
Schöne Schrift war ja bei mir schon immer dabei – muss ich erwähnen, das mein erstes Schreibheft der 1. Klasse nur Einsen hatte 😉 – Kalligrafie betreibe ich schon über 20 Jahre. Meinen Kalligrafie-Blog habe ich vor sechs Jahren begonnen, um jede Woche ein Wort gestalten zu müssen (leider sind die Wochenwörter nicht mehr online). Mit dem intensiven Lettering habe ich Anfang 2016 angefangen. Und nun lettere ich mich schon über 14 Monate durch verschiedene Challenges.

Was gefällt dir / fasziniert dich so sehr am kreativen Schreiben?
Ich liebe es, mit Buchstaben zu spielen. Besonders Kalligramme, also aus Schrift Bilder entstehen zu lassen, liebe ich. Aber auch ganz einfache Schriftzüge – wobei ich gerne mal stundenlang am perfekten Strich arbeiten kann. Und natürlich die Kombination aus Illustration und Lettering.
Woher holst du dir die Ideen zum Lettern?
Meinen Schreibursprung habe ich ja in der Kalligrafie. Und da gibt es viel Inspiration und viele tolle deutsche Künstler. In Dresden gibt es die Kalligrafiegruppe »Papiergeflüster«, seit über zehn Jahren geben wir einen Kalender zu einem bestimmten Thema raus – auch das inspiriert ungemein. Meistens schreibe ich aber einfach drauf los und lasse es sich entwickeln.

Wie gehst du vor bei einem Lettering?
Ähnlich wie bei einer Signet-Entwicklung – oder kurz gesagt: loslegen, rumspielen, perfektionieren. Wo ich beim Rumprobieren manchmal kreuz und quer schreibe. Daher habe ich auch eine umfangreiche Sammlung an tollen Schmierpapieren – und mit meiner kleinen Anleitung werden daraus schöne Umschläge.

Welche „Technik“ bevorzugst du?
Auch wenn sie derzeit zu selten zum Einsatz kommt, ich liebe meine Ziehfeder. Bei meinen freitäglichen #meerhaiku setze ich sie gerne ein. So schön spritzig und auch illustrieren kann man damit wunderbar. Apropo: Illustrationen mit Letterings zu kombinieren ist einfach toll.

Mit welchem Material letterst du am liebsten? (Stift, Papier, …)
Es kommt dabei immer auf den Inhalt an. Die richtige Kombination von Papier, Schreibgerät und Schreibflüssigkeit zu finden ist eine Wissenschaft für sich. Der Pentel Sign Pen Touch ist einer meiner liebsten Stifte. Wechselt man aber einfach mal den Stift, kann man plätzlich eine ganz andere Schriftart schreiben. Einen Blei- oder (Aquarell-) Buntstift sollte man unbedingt mal ausprobieren.

Was ist deiner Meinung nach das Wichtigste, damit ein Lettering schön aussieht?
Gleichmäßigkeit ist da A und O. Das Auge ist es gewohnt, Harmonie schön zu finden. Buchstaben können dabei trotzdem tanzen und verspielt sein. Wenn der Hauptstrich der Buchstaben immer einer ähnlichen Ausrichtung folgt, ist schon viel gewonnen.

Welche Tipps & Tricks helfen dir am Meisten?
Mein Erfahrungsschatz, Kalligrafiekenntnisse und auch die Englische Schreibschrift, welche ich vor ein paar Jahren erlernt habe. Um ein Grundverständnis für eine Schrift zu kennen, empfehle ich daher, einen Kurs zu besuchen.
Und mein liebster Tipp für alle, die bei längeren Sprüchen die Buchstabenzeilen so schön ineinander laufen lassen wollen: Einfach zeilenweise von unten nach oben schreiben.