Letter Lovers: sketchedbytanja zu Gast

Edit: Tanjahat mittlerweile ihren Namen bei Instagram geändert – von @sketchedbytanja zu @diehandletterei. Die Links hier sind nun angepasst =)

Guten Morgen ihr Lieben und einen wunderbaren Freitag!

In meiner Lettering-Interviewserie der Letter Lovers habe ich heute die liebe Tanja von @diehandletterei zu Gast. Tanja plaudert im Interview über ihre Liebe zu den Buchstaben, erzählt euch wie sie zum Lettering gekommen ist und verrät ihre besten Tipps und Tricks. Zudem zeigt sie euch im Anschluss, wie ihr ganz einfach ein sogenanntes Ribbon Lettering gestalten könnt. 

Handletterings von sketchedbytanja als Collage

Hi, ich bin Tanja – 27 Jahre alt, Mutter einer Tochter (#newmom) und in Wien ansässig. Beruflich komme ich ursprünglich aus dem Agenturwesen. Nach meinem Master-Studium bin ich direkt ins Agenturleben eingetaucht und war bis kurz vor meiner Karenz „Senior Consultant & Planner“ in einer Mediaagentur. Die Planung & Abwicklung von Werbekampagnen war mein täglich Brot. Mein persönlicher Planungswahn und die Notwendigkeit, andere Menschen / Kunden permanent zu inspirieren, haben mich in meinem Berufsleben bis dato angetrieben und motiviert, weiterzumachen.

schwarzes Handlettering: learn something new every day

Bild: Eines meiner ersten Letterings nach der Teilnahme meines ersten Workshops bei der lieben @herzensdame.

Wie bist du zum Lettering gekommen?

Aus einer Panik heraus 🙂 – und zwar: Geistig während meiner Karenzzeit „zu verdursten“. Klingt vielleicht blöd, ist aber so. Eines der letzten Neukundenprojekte in der Agentur brachte mich dann plötzlich auf das Thema „Sketchnotes“. Das war kurz vor meiner Karenz. Ich wollte es unbedingt können – zu „sketchnoten“. Ich hatte dazu in meinen letzten Arbeitswochen ein Whiteboard beschriftet, Rahmen gemacht, Pfeile gezeichnet – eine „Strategie“; sollte dargestellt werden. Da wusste ich: „Da geht noch mehr“. Nach Beginn des Mutterschutzes tauchte ich dann gänzlich in diese neue „Kreativwelt“; ein: Sketchnotes, Doodles, Handlettering, Watercoloring, Bullet Journaling, Brush(pen)lettering, Chalklettering und und und.

Ich liebe diese neu entdeckte Welt. Daraus ist auch mein 365-Tage- Projekt entstanden. Eine Leidenschaft, die definitiv gekommen ist, um zu bleiben.

Sketchbook rund um Strategie

Was gefällt dir / fasziniert dich so sehr am kreativen Schreiben?

Da gibt es mehrere Facetten. Im Prinzip lernt man neue Schrifttypen & -arten von Grund auf neu. Fast wie ein/e Grundschüler/in. Das finde ich toll. Sich für einen kurzen Moment auf eine einzige Sache zu konzentrieren, die für (die meisten) von uns im Alltag selbstverständlich ist. Für mich hat das „Buchstabenzeichnen“, wie man so schön sagt, fast etwas meditatives. Ich kann mich kurz darin verlieren. Meine Konzentration und Achtsamkeit auf die Haptik des Papiers, die Funktionsweise des Stifts oder einfach auf die Bewegungen meiner Hand lenken. Das tut mir gut. So tanke ich mittlerweile Kraft & Energie.

Denn das Schöne daran: Ich kann 5 Minuten „lettern“, oder 5 Stunden – wie es meine Zeit erlaubt. Das Spannendste für mich ist aber mit Sicherheit die Vielfalt. Die Vielfalt an Möglichkeiten, Materialien und Techniken. Sich ausprobieren zu können und permanent Neues dazuzulernen. Und am Ende des Tages: Seinen eigenen Stil zu finden. Die Königsdisziplin.

Lettering mit Aquarell Fahrrad: life is beautiful, enjoy the ride

Woher holst du dir die Ideen zum Lettern?

Ganz zu Beginn habe ich in meinem Bullet Journal eine einfache Liste geführt. Alles was mir zum Thema „Lettering“ oder „Sketches“ eingefallen bzw. im Alltag untergekommen ist, habe ich aufgeschrieben. Coole Sprüche und Letterings findet man ja mittlerweile überall (oder vielleicht ist das auch nur meine selektive Wahrnehmung). Je nach Lust und Laune konnte ich dann aus einem Repertoire schöpfen, ohne jedes Mal auf das Neue darüber nachdenken zu müssen – im Sinne von „Was könnte ich heute lettern?“.

Mittlerweile muss ich zugeben, dass ich das Nachdenken anderen überlasse. Nämlich den tollen Persönlichkeiten auf Instagram, die Lettering-Challenges Monat für Monat ins Leben rufen. Da ist zu 99% der Fälle stets etwas dabei, das ich gerne lettern und aquarellieren möchte. An dieser Stelle: Vielen Dank dafür ;).

Wie gehst du vor bei einem Lettering?

Chaotisch, wie ich bin. Abseits von Zeichnungen & Illustrationen, die ich mit Aquarellfarbe anfertige, habe ich seit Beginn meines „Lettering-Daseins“ noch nie Buchstaben oder Wörter mit dem Bleistift vorgezeichnet. Geschweige denn, mir eine Vorlage gemacht und diese dann abgepaust. Das ist jetzt nicht besser oder schlechter. Vielleicht ist es der Zeitfaktor. Oder meine Ungeduld. Ich weiß es nicht. Aber ich gehöre definitiv zur „Einfach-Loslegen- Fraktion“. Natürlich kommt es dann auch vor, dass Letterings mal im Müll oder als Schmierzettel enden. Aber das macht nichts. Gerade beim Erlernen der „Letteringkunst“ heißt es für mich „progress over perfection“.

Handlettering mit Aquarell Kaktus - bloom grow blossom

Welche „Technik“ bevorzugst du?

Ganz zu Beginn war ich ein totaler Fan der „Faux Calligraphy“. Wahrscheinlich auch aus diesem Grund, weil ich die Welt der Brushpens noch so gar nicht beherrschte (es gibt auch aktuell noch ein riesiges Potential nach oben – dies nur in einem Nebensatz). Ich finde diese „Falsche Kalligraphie“ noch immer schön und v.a. auf Materialien abseits von Papier ist sie gut anwendbar.

Zurzeit hat mich jedoch das klassische Brushlettering in seinen Bann gezogen – also das Lettern mit Pinsel und (Wasser-/Aquarell-)Farbe. Ich habe mich in die Unberechenbarkeit der Farbverläufe und die beinahe Unkontrollierbarkeit der (echten) Pinselspitze verliebt.

Echeveria - Handlettering mit Aquarell Blume

Mit welchem Material letterst du am liebsten? (Stift, Papier, …)

Papiertechnisch ist es schwer zu sagen. Ich lettere gerne auf Aquarellpapier (sowohl mit Pinsel als auch mit Brushpens, die eine Acrylspitze haben) und auf sehr glatten Papieroberflächen, wie das beim satinierten Handlettering-Papier von Hahnemühle der Fall ist. Hier gelangt man nämlich schnell zu schönen Ergebnissen. Aber ich muss gestehen: Am liebsten probiere ich jedes Mal einen anderen Untergrund zum Belettern aus. Egal ob neue Papierarten oder Materialien wie Porzellan, Tafeloberflächen, Stoffe, etc.

Auch wenn man nämlich glaubt, endlich den „Dreh rauszuhaben“, verhält sich die eigene Letteringkunst und das -können wieder vollkommen anders. Das ist wie Balsam für meinen Schöpfergeist.

urli - Tasse mit Handlettering

P

Was ist deiner Meinung nach das Wichtigste, damit ein Lettering schön aussieht?

Der Flow. Ich finde, die vermeintlich schönsten Buchstaben, die herausforderndste Letteringtechnik und das geübteste Handgelenk ergeben am Ende noch immer kein stimmiges Bild, wenn da nicht dieser „Flow“ im Lettering ist. Damit meine ich eine bestimmte Konsistenz, einen Schwung, der sich durchzieht, durchgezogene Linien, gleichmäßig gezogene Kurven, gleichmäßige Abstände.

Oft ist es erstaunlich, wann ein Lettering für das eigene Auge als schön empfunden wird, oder eben nicht. Denn wenn man bei vielen Letterings genauer hinsieht und sich Buchstaben, Ligaturen, etc. im Detail ansieht, findet man das Lettering gar nicht mehr so schön. Aber genau das ist (meiner Meinung nach) der Punkt: Letterings müssen in Ihrer Gesamtheit harmonisch wirken, für das Auge angenehm sein, kurz den Blick auf sich ziehen.

Deshalb finde ich nicht nur Letterings von „Profis“ sensationell toll, sondern auch von jenen, die die Lettering-Welt erst eben für sich entdeckt haben. Schön, oder?

Brownie - Aquarell mit Handlettering

Welche Tipps & Tricks helfen dir am Meisten?

Zum „Erlernen“ der Letteringkunst habe ich tatsächlich einen Tipp, aber da muss ich kurz ausholen: Ich habe vor langer Zeit mal ein sogenanntes „Mentaltraining“ absolviert (damals gegen meine Nervosität vor Prüfungen, die ich mittlerweile fast zur Gänze ablegen konnte). Dort habe ich eine Technik kennengelernt, die eigentlich aus der Sportpsychologie kommt. Und zwar „das mentale Training von Bewegungsabläufen“. Das klingt jetzt vielleicht alles sehr hochgegriffen und „weit weg“, aber ich nutze diese Technik noch heute z.B. vor wichtigen Präsentationen. Man stellt sich einfach vor, wie eine bestimmte Situation (z.B. Prüfungssituation) vorort aussieht und versucht sich das ganze mental zu verbildlichen. Wenn diese Situation dann eintritt, ist es gar nicht mehr so aufregend oder herausfordernd, weil sich unser Gehirn bereits darauf eingestellt hat und die Situation „gewohnt“ ist.

Was hat das mit Lettering zu tun? Ich habe mich dabei erwischt, wie ich beim Betrachten von Letterings anderer in meinem Kopf die Bewegungen meines Handgelenks Schritt für Schritt durchgegangen bin, als ob ich dieses Lettering selbst zeichnen bzw. anfertigen würde. Das habe ich eine Zeit lang sogar unbewusst gemacht – mittlerweile finde ich es gar nicht so schlecht. Es hat mir zumindest in meiner „Das-werde-ich- nie-können- Phase“ geholfen, weiterzumachen und ich konnte mir dadurch den einen oder anderen „Kniff“ abschauen. Abseits davon heißt es natürlich: Üben, üben, üben.

Anleitung: Ribbon Lettering

Ich habe mich für ein Lettering entschieden, das ich bis dato selbst noch gar nicht ausprobiert habe – passt ja zum Thema „stets Neues lernen“ :). Ich habe es in einer der Ausgaben von „Creative Lettering“ entdeckt.

Mein Herz schlug sofort höher, da in meinen Augen tolle Stile bzw. Techniken wie „Stretched Lettering“, „Faux Calligraphy“ und der „3D-Effekt“ fließend miteinander kombiniert werden. Die Rede ist vom sogenannten „Ribbon Lettering“. Hier meine Anleitung step by step – wie gesagt, das ist auch MEIN erster Versuch ;).

love - Ribbon Lettering mit Schatten Effekt

Schritt 1:

Zeichne mit einem Bleistift ein Wort vor, dass du als „Ribbon Lettering“ darstellen möchtest. Achte besonders darauf, dass du das Wort zusammenhängend mithilfe einer einzigen Linie „letterst“. Auch größere Abstände zwischen den Buchstaben und größer gezeichnete „(Innen-)Flächen“ bei Buchstaben wie „o“ oder „e“ machen das Ganze in späteren Schritten einfacher.

love - Handlettering in Bleistift

Schritt 2:

Nun wende die sogenannte „Faux Calligraphy“ an. Abwärtsstriche werden mit einer parallel gezeichneten Linie ergänzt. Anmerkung: Den Abstand, den du hier zwischen Abwärtsstrich und Parallellinie wählst, ist gleichzeitig die Breite des Bandes bei deinem „Ribbon Lettering“.

love - Handlettering in Faux Calligraphy für ein Ribbon Lettering

Schritt 3:

Ergänze jetzt bei allen einzeln dastehenden Linien, die nach Anwendung der „Falschen Kalligraphie“ noch übrig geblieben sind, ebenfalls parallele Linien. Mein Tipp: Überlege dir vorab genau, wo die Schleife „umgeschlagen“ wird bevor du loslegst und achte auf eine konsistente Breite des Bandes.

love - Skizze für ein Ribbon Lettering

Schritt 4:

Nun kannst du die Überschneidungen feiner ausarbeiten und überschüssige Linien ausradieren.

Meine Tipps:

Wenn du dir an einer Stelle nicht sicher bist, arbeite zuerst den Rest des Wortes aus. Mir hat es am Ende geholfen, ganze „Kreuzungen“ auszuradieren und die kniffligen Stellen zum Schluss neu zu zeichnen.

Vor dem nächsten Schrit gehe das Wort noch einmal von Anfang bis Ende durch und überlege dir, ob die Übergänge und Flächen (Vorder- & Rückseite des „Ribbons“) so stimmen können. Wie beim Zeichnen von Bannern, hilft es mir, wenn ich mir beim „last check“ vorsage: Oben, unten, oben, unten …

love - Ribbon Lettering in Bleistift

Schritt 5:

Zeichne das fein ausgearbeitete „Ribbon Lettering“ mit einem (z.B. schwarzen) Fineliner nach.

Meine Tipps:

Radiere vorab die Bleistiftlinien leicht aus, sodass du zwar noch alles erkennen kannst, später jedoch nicht mehr so viel ausradieren musst. Achte auch darauf, dass du einen Stift verwendest, der beim Radieren nicht leicht verschmiert bzw. ausbleicht.

Ribbon Lettering ohne Schatteneffekte

Optional – Schritt 6:

Wenn du möchtest, kannst du zum Schluss auch Schattierungen hinzufügen, um deinem „Ribbon Lettering“ noch mehr 3D-Effekt zu verleihen. Suche dazu die Stellen im Lettering, wo sich das Band kreuzt. Beim „darunterliegenden“ Teil des Bandes kannst du dann Schattierungen ergänzen. Bei meinem Beispiel habe ich mich für eine einfache schwarze Schraffierung entschieden (damit der Effekt gut erkennbar ist). Du kannst deinem „Ribbon Lettering“ natürlich auch weichere und weniger penetrante Schattierungen verleihen.

love - einfaches Ribbon Lettering selber machen

Meine verwendeten Materialien [KEINE WERBUNG]:

  • Bleistift (mit Radiergummi-Ende) von Monograph
  • Sakura Pigma Micron Fineliner (Stärke 02)

Wenn dir meine Anleitung zum „Ribbon Lettering“ gefällt (inspiriert von der Creative Lettering Ausgabe #5, S. 56/57) und du es ausprobieren möchtest, freue ich mich sehr, deine Version des Letterings unter dem Hashtag #freebiesbytanja zu sehen.

Vielen Dank liebe Tanja für deine Antworten auf meine Fragen und diese tolle Anleitung! So ein Ribbon Band wollte ich auch schon länger mal lettern und da es bei dir ja auch das erste Mal war scheint das gar nicht so schwierig zu sein ;-). 

Ihr findet Tanja und ihre Werke auf Instagram als @diehandletterei oder auch auf ihrer Website diehandletterei.com. Weitere Inspiration für euch gibt es in den vielen weiteren Folgen der Letter Lovers und alle Anleitungen aus dieser Serie findet ihr gesammelt auf einen Blick.

Ich wünsche euch einen wunderbaren und kreativen Tag!

Liebst, Debby

Profilbild Debby - Kreativ Kopf hinter der Herz-Kiste

Hey, ich bin Debby!

Ich helfe dir dabei, dein Leben kreativ zu gestalten und zeige dir, wie du ganz einfach selber kreativ werden kannst! Ich bringe dir bei, wie du geniale Letterings gestaltest und dabei nicht nur grossartige Karten ab sofort selber machst, sondern auch viele einzigartige Geschenke.

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DIY Anleitung für ein Ribbon Lettering - so kannst du dein Lettering ganz einfach wie ein Band gestalten. Inklusive Tipps und Tricks damit du selber so ein Ribbon Lettering gestalten kannst

 

 

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